Agnes Donckel, geboren am 24. Oktober 1878 in Mertert, ist die Tochter des Tischlers Jean Georges Donckel und der Catherine Wirtz aus Donckelsmühle. Das junge Mädchen verfolgt einen für die damalige Zeit ganz besonderen Lebensweg. Sie studiert Philologie, zunächst an der Sorbonne in Paris, später in Zürich. Dieses Auslandsstudium lässt auf einen starken und unabhängigen Charakter schließen, zumal die junge Frau, die später im Schuldienst tätig sein wird, nicht heiratet und sich aktiv für die Rechte der Frauen einsetzt. Sie schließt sich der feministischen Bewegung von Catherine Schleimer-Kill "L'action féminine" an. Während die Bewegung in Esch/Alzette bei den Kommunalwahlen 1928 sogar eine ganze Liste von Frauenkandidatinnen aufstellt, macht Agnes Donckel in Mertert einen Alleingang. ". Le mouvement féministe", eine Publikation des Nationalen Bundes Schweizerischer Frauenvereine vom 21. Dezember 1928, widmete dem Thema einen kleinen Artikel und nannte die drei Frauen, die gewählt wurden: Frau Schaetten-Biver in Bissen, Frau Schleimer-Kill in Esch/Alzette und Agnes Donckel in Mertert.
Agnes wurde zur Schöffin ernannt und gehörte dem Gemeinderat von 1929 bis 1935 an. Das politische Interesse liegt in der Familie: Im Stammbaum der Bürgermeister von Mertert sind mehrere Donckel aufgeführt. Über diese Frau ist wenig bekannt, außer dass sie engagiert und bei den Einwohnern ihrer Gemeinde sehr beliebt ist. Diese feiern ihre neue Schöffin am Fest der Heiligen Agnes. In einem lobenden Artikel im Luxemburger Wort vom 29. Januar 1929 heißt es: "[...]brachten die Einwohner von Mertert unter der einmaligen Mitwirkung sämtlicher Vereine [...] ihre neuernannte Schöffin Fräulein Agnes Donckel eine herzliche Ovation dar.[...] das grenzenlose Vertrauen, das die Gemeinde Frl. Donckel entgegenbringt, in den letzten Wahlen in unzweideutiger Weise zum Ausdruck kam".
Agnes Donckel wird Vorsitzende des Vereins "Gaart an Heem" und Mitglied der Schulkommission. Sie stirbt am 25. März 1960 in Grevenmacher.
Quellen:
● Renée Wagener: "Frauen aller Stände, beschreitet den Weg der Selbsthilfe" in "Wenn nun wir Frauen auch das Wort ergreifen" 1880-1950, Luxemburg, Publication Nationale, Ministère de la Culture; 1997 S. 114-131.
● Gemeeneblat - Magazin für Mertert-Wasserbillig 03/2013 Seite 6.
● Luxemburger Wort vom 29. Januar 1929.