Charlotte Helena Buchholtz wird am 24. November 1877 in Esch/Alzette geboren. Ihr Vater Daniel Buchholtz betreibt eine Eisenwarenhandlung und gründet die Buchholtz-Brauerei.
Schon früh erhält sie Privatunterricht in Klavier, Geige und Musiktheorie. Ihre musikalische Ausbildung wird von der Familie unterstützt, vor allem von ihrem Vater und ihrem Onkel, die sich in der Volksmusik in Esch/Alzette engagieren. Sein erster Musiklehrer ist wahrscheinlich Felix Krein, der damals bekannteste Musiker der Bergbaumetropole.
Gemäß den Gepflogenheiten des wohlhabenden Bürgertums besuchten Helen und ihre Schwestern nach der Grundschule ein französisches Internat in Longwy. Nach ihrer Rückkehr nach Esch/Alzette lebt Helen im Elternhaus. Ihr Vater stirbt 1910 und vermacht einen Teil der Brauerei seiner jüngsten Tochter, die dadurch finanziell unabhängig wird. Zu dieser Zeit gibt es weder ein Musikkonservatorium noch eine Musikhochschule, sodass die junge Frau gezwungen ist, sich autodidaktisch etwas beizubringen. Ihr Neffe François Ettinger erinnert sich an ihren exzentrischen Lebensstil: "Sie liebte Extravaganzen, wie ihre Haare, die den Boden berührten, oder auch ihre langen Fingernägel". Eine weitere Extravaganz in dieser Zeit war zweifellos ihre Teilnahme am Autorennen im Heiderscheidergrund als Beifahrerin im Jahr 1912. Die emanzipierte junge Frau wird auch die erste Frau in Luxemburg sein, die in die bis dahin ausschließlich von Männern dominierte Welt des Musikschaffens eintritt.
1914, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, heiratete Helen in Metz den deutschen Arzt Bernhard Geiger und zog nach Wiesbaden. Diese brodelnde Stadt bietet ihr ein unvergleichliches kulturelles Umfeld. Das junge Ehepaar beschloss, keine Kinder zu bekommen, damit Helen Zeit zum Komponieren hatte und ihre musikalische Ausbildung vervollkommnen konnte.
1921 stirbt ihr Mann unerwartet. Helen kehrt nach Luxemburg zurück und lebt bis zu ihrem Tod im Jahr 1953 in Luxemburg-Stadt.
Ihr beeindruckendes musikalisches Werk besteht aus 139 Kompositionen, von denen sie jedoch nur knapp ein Zehntel veröffentlichte. Ihre von der Romantik geprägten Stücke sind reich an Emotionen und handeln von nostalgischen Erinnerungen an vergangene Lieben, von Vergänglichkeit oder auch von der patriotischen Ader und den Schrecken des Krieges.
Nach seinem Tod wurde sein Haus ausgeräumt und seine Habseligkeiten verbrannt. Lediglich einige Taschen mit Notenblättern konnten von seinem Neffen gerettet werden.
Quellen:
● Katja Rausch: Porträt berühmter luxemburgischer Frauen, Edition Kará, 2007, S.84-86.
● Danielle Roster: Es singt wirklich eine warme Frauenseele in ihnen, die das Leben Ernst und Bitternis kostet: die Komponistin Helen Geiger-Buchholtz (1877-1953), in:
Lëtzebuerger Almanach vum Joerhonnert: 1900-1999, Luxemburg, Edition Binsfeld, 1999, S.122-135.