Seit ihrer Geburt am 6. Dezember 1915 lebt Joséphine Scherer in Belvaux. Im Jahr 1938 heiratet sie den Bäcker Nicolas Welu. Gemeinsam kaufen sie das Haus 77 in der ehemaligen Rue de Rédange - heute Rue de France.
Der Zweite Weltkrieg markiert einen sehr gefährlichen Abschnitt im Leben von Josephine Scherer. Der Einfall der Deutschen veranlasst die Familie Welu, ihre Evakuierung am 11. Mai 1940 zu organisieren. Dieser Tag ist eine schreckliche Prüfung für die junge Frau, die mit ihrem ersten Kind, Marie-Marguerite, schwanger ist. Die Kolonne mit zivilen Autos, die vor dem Angreifer flieht, wird von einem deutschen Flugzeug angegriffen. Der Konvoi wird zum Ziel von Maschinengewehren. Josephines Mutter kommt dabei ums Leben, zwei weitere Personen werden schwer verletzt. Die Familie hat keine Zeit zu trauern, die Mutter wird in Frankreich beerdigt und erst nach dem Krieg in ihre Heimat zurückgebracht.
Nach einer sechswöchigen Evakuierung in Frankreich kehrt die Familie Welu nach Belvaux zurück. Da Joséphine und ihr Mann das Joch der Nazi-Besatzung nicht akzeptieren, schließen sie sich der Résistance an. Ihr Haus war Teil eines Netzwerks, das die Überfahrt von französischen Kriegsgefangenen, englischen Fliegern und luxemburgischen Kriegsdienstverweigerern von Bettendorf nach Frankreich organisierte. Sie arbeiteten mit der LVL (Lëtzebuerger Volléks-Liga) und der LPL (Lëtzebuerger Patriote-Liga) zusammen. Josephine Welu-Scherer wird zur Schlepperin und begleitet unter größter Gefahr viele Flüchtlinge bis zur Grenze oder in ein neues Versteck.
Nach dem Krieg beginnt das Ehepaar Welu-Scherer mit der Rückkehr in ein normales Leben und setzt die Arbeit in der Bäckerei fort. 1951 wird ihr zweites Kind, Paul, geboren. Als Mitglied der Sozialistischen Partei engagierte sich Joséphine Welu-Scherer auch auf kommunaler Ebene.
Um ihr Engagement und ihren Mut zu würdigen, wurde ihr 1985 die Medaille des Ordens der Résistance verliehen. Im Sommer 1997 verstarb sie im Alter von 82 Jahren.
Ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft bleiben den Menschen in Belvaux in Erinnerung.
Quelle:
● Broschüre "Hommage à Joséphine Welu-Scherer", herausgegeben von der Gemeinde und der Commission à l'Egalité des Chances entre Femmes et Hommes de Sanem (Kommission für Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern von Sanem).