1928 wird Renée Lazard in eine jüdische Familie in Differdange geboren. Sie ist die einzige Tochter von Sigmond Lazard und seiner Frau Berthe Mayer.
Die Geschichte ihrer Flucht in den frühen Morgenstunden des 10. Mai 1940 beruht auf der Aussage des 13-jährigen Jean Boes, ihres Nachbarn und Kindheitsfreundes der kleinen Renée Lazard. Jeans Vater gehörte am 9. und 10. Mai 1940 zur Nachtschicht bei der HADIR. Die Arbeiter, die um 6.00 Uhr die Schicht übernehmen, haben die deutschen Soldaten gesehen, die zwei Stunden zuvor in Soleuvre und Bascharage gelandet waren. Sobald Herr Boes die Nachricht erfährt, geht er nach Hause, um die Lazards über die Invasion zu informieren. Die Lazards sind sich bewusst, dass sie als Juden in großer Gefahr sind. Sie packen schnell ein paar Sachen zusammen und setzen sich in ihren Buick, der nicht anspringen will....
So bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihren halb mit Mist gefüllten Viehtransporter, auf den sie einige Decken werfen, zu nehmen, um sich auf den Weg nach Frankreich zu machen. Ihr Exil in der freien Zone verlief besonders tragisch. Sie mussten den Todeskampf ihrer Tochter Renée miterleben. Sie starb am 14. Januar 1942 in Poitiers an einer Blinddarmentzündung.
Sigismond und seine Frau Berthe wurden einige Monate später zusammen mit Onkel Isidore verhaftet und im Lager Drancy bei Paris interniert. Von dort aus werden sie am 3. November 1942 nach Auschwitz gebracht, wo sich ihre Spur verliert. Ihre Immobilien werden am 5. Juni1942 zu Gunsten der Stadt Differdingen konfisziert und an die Zollverwaltung ("Hauptzollamt") sowie an Privatpersonen, die Mitglieder der NSDAP sind, vermietet. Als Zeichen des Sieges über die Besatzer hängten Differdinger Bürger bei der Befreiung eine Puppe mit SS-Uniform am Balkon des Hauses Lazard auf.
Quellen:
● Luxemburger Wort vom 9. Juni 1947
● https://differdange.lu/wp-content/uploads/2020/01/04_11_2019_L.W.Namen_mit_Bedeutung.pdf
● https://fdocuments.net/document/catalogue-judenrein-differdange.html?page=43