In Erkanfridas Lebenszeit, der karolingischen Epoche des 9. Jahrhunderts, wird kaum über die Geschichte von Frauen berichtet. Daher stellen die beiden von Erkanfrida verfassten Dokumente einen wahren historischen Schatz dar.
Erkanfrida ist mit dem Grafen Nithadus (Nithard) von Trier verheiratet. Nithard besitzt viele Besitztümer in der Grafschaft Trier. Die Verbindung des Grafen zu den höchsten Behörden des Reiches scheint sicher zu sein. Während der Karolingerzeit, als das Zentrum des Reiches zwischen Maas und Mosel liegt, ist die Familie von Mersch eine der ersten im Land. Im 9. Jahrhundert ist Mersch ein typischer frühmittelalterlicher Herrensitz mit einem Herrenhaus, einer eigenen Kirche, ausgedehnten freien Ländereien und etwa 100 Bauern, die Steuern zahlen und als Frontsoldaten dienen müssen, sowie unfreien Geldgebern.
Nithard stirbt nach 843, wahrscheinlich an den Folgen der Schlacht von Fontenay in Frankreich. Das Paar hat keine Kinder. Die Witwe Erkanfrida macht am 1. April 853 eine erste Spende. In Anwesenheit des Grafen Adalard und des gesamten Konvents schenkt Erkanfrida der Abtei St. Maximin in Trier einen Teil ihres Besitzes in Mersch, nämlich eine dem Heiligen Michael geweihte Kirche mit allem Zubehör. Als Gegenleistung sollen die Mönche von Mersch jedes Jahr am Fest des Heiligen Martin ein üppiges Mahl für die Bauern von Mersch zubereiten, damit diese umso lieber an die Spenderin und ihren verstorbenen Ehemann denken. Erkanfrida tritt in ein Kloster in Trier ein.
Erkanfridas Tod fällt in die Zeit zwischen 861 und 884. In ihrem Testament um 860 legte sie klar fest, dass alle Besitztümer zwischen der Abtei St. Maximin in Trier und neun Nichten und Neffen von Nithard aufgeteilt werden sollten. Ihr Testament wurde wahrscheinlich nie vollstreckt, trotz aller Schutzmaßnahmen, die sie ergriffen hatte.
Quellen:
● Omont Henri. Testament von Erkanfrida, Witwe des Grafen Nithadus von Trier (853). In: Bibliothèque de l'école des chartes, 1891, tome 52. pp. 573-577;
● Die Geschichte der Pfarrei u. Herrschaft Mersch - Luxemburger Wort, 10. April 1900.
● http://www.geschichtsfrenn-miersch.lu/geschichtsfrenn/geschichte/geschichte2.htm
● T'Hémecht , 1. Juli 1950