Joséphine Jaans wurde am 6. September 1890 als ältestes von sieben Kindern in Rümelingen geboren. Verantwortung übernehmen und kämpfen sind Ausdrücke, die das Mädchen bereits im Alter von 10 Jahren kennenlernt, als ihr Vater unerwartet stirbt.
Aktiv und engagiert setzt sie sich unmissverständlich für den Sport ein und macht ihn zu ihrem Beruf. Nach zwei Turnpraktika in Neufchâtel in der Schweiz beginnt die junge Lehrerin 1916 am Lycée des Jeunes Filles in Esch zu unterrichten. Leider erleidet die Sportlerin nach einem Zugunfall einen Beinbruch, der sie dazu zwingt, ihre Stelle aufzugeben.
Dies schmälerte jedoch nicht ihr Engagement für die sportlichen Aktivitäten von Frauen. Die Einführung neuer Methoden im Sportunterricht war zu dieser Zeit eine schwierige und heikle Sache. Doch Josephine Jaans gab trotz zahlreicher Widerstände seitens der Machthaber nicht auf. Ihre Hartnäckigkeit und Energie zeigte sich auch in ihren persönlichen sportlichen Aktivitäten. Zwischen 1915 und 1918 nahm sie an zahlreichen Wettkämpfen teil und wurde sogar Meisterin im Wasserspringen. 1920 heiratete sie den Industriellen Gust Jacquemart, den damaligen Vorsitzenden des Olympischen Komitees. Das Paar hat zwei Kinder Lexy und Susy.
Ihr Engagement wuchs und gemeinsam mit Andrée Mayrisch und Paula Weber gründete sie 1925 die Fédération Luxembourgeoise des Sports Féminins, das erste offizielle Organ des Frauensports. Um die Existenzberechtigung des Verbands zu beweisen, suchen die Gründerinnen nach einer Vorzeigedisziplin, die viele Mitglieder anziehen kann. Die Wahl fällt auf Basketball. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und bereits 1926 gab es in Luxemburg 14 Frauenvereine. Im selben Jahr fand die erste Meisterschaft im Lycée de Jeunes Filles auf dem Limpertsberg statt. Obwohl Joséphine Jacquemart-Jaans anfangs gut spielte - sie war Spielerin, Trainerin und Schiedsrichterin -, war ihr Vorhaben aufgrund fehlender finanzieller Mittel und der Frage der Kleidung 1929 zum Scheitern verurteilt. Die traditionalistischen Tendenzen der damaligen Zeit wiegen schwer und boykottieren diese "Frau ohne Schamgefühl".
Joséphine Jacquemart-Jaans behielt ihre Entschlossenheit bei und organisierte 1937 das dritte Eidgenössische Frauenturnfest, bei dem sie stolz an der Spitze des Umzugs lief. Auch die Jahre des Zweiten Weltkriegs unterstreichen den Mut von Joséphine Jacquemart-Jaans, die sich mit ihrem Sohn der Widerstandsbewegung anschließt. Beide arbeiten bei der L.P.L. (Letzebuerger-Patrioten- Liga). Ende 1941 wird sie zusammen mit vielen anderen Widerstandskämpfern verhaftet und verbringt zwei Jahre im Gefängnis.
Nach dem Krieg engagierte sich Joséphine Jacquemart-Jaans in der Nationallotterie. Sie wird auch bei den Fremdenführern aktiv und kandidiert 1951 und 1957 für die liberale Partei DP. Bis zu ihrem 95. Lebensjahr schwimmt sie weiterhin zweimal pro Woche. Joséphine Jacquemart-Jaans starb am 6. April 1988. Die Sportpionierin hat nicht nur dem Frauensport zum Durchbruch verholfen, sondern auch für die Akzeptanz von Frauen in der Sportwelt und in der luxemburgischen Gesellschaft gekämpft.
Quellen:
● Portraits de femmes célèbres luxembourgeoises par Katja Rausch, Karà éditions, 2007.
● Germaine Goetzinger, Antoinette Lorang et Renée Wagener: «…Les débuts du sport féminin“ dans „Wenn nun wir Frauen auch das Wort ergreifen“ 1880-1950, Luxembourg, Publication Nationale, Ministère de la Culture; 1997 pages 262-266.
● Ons Stad 77/2004: « Dat Geschleefs muss ee fir allemol en Enn kréien » page 13.